FIFA muss gegen Siedlungsklubs vorgehen

06.10.2016

Categories: Sportboykott

Sechs Fussballklubs der israelischen Liga stammen aus illegalen israelischen Siedlungen im besetzten Westjordanland. Israelische Siedlungen sind ein Hindernis für einen dauerhaften Frieden in Israel/Palästina und verursachen grosses Leid unter der einheimischen Bevölkerung. Für den Siedlungsbau werden Palästinenser_innen vertrieben und ihre Häuser und Dörfer zerstört. Die Vierte Genfer Konvention verbietet einer Besatzungsmacht den Bau von Siedlungsinfrastruktur, den Transfer der eigenen Bevölkerung in das besetzte Gebiet sowie die Nutzung von Land und Ressourcen zum eigenen Nutzen. Die Trainingsanlagen und Stadien der Siedlungsklubs wurden völkerrechtswidrig errichtet. Den 2,5 Millionen Palästinenser_innen im Westjordanland ist es nicht erlaubt, die Stadien zu besuchen, geschweige denn dort Fussball zu spielen.

Nebst der EU und der USA hat auch die Schweizer Regierung den israelischen Siedlungsbau bereits mehrmals scharf verurteilt. Sie rät natürlichen und juristischen Personen ab, sich in irgendeiner Form an der Besiedlung zu beteiligen. In einem gerade erschienen Bericht kritisiert die renommierte Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW), dass sich die FIFA mit dem Sponsoring von Fussballspielen der israelischen Liga in Siedlungen an Geschäftsaktivitäten beteiligt, die dem Siedlungsbau zugute kommen. Die FIFA missachtet damit nicht nur die Empfehlungen der Schweizer Regierung sondern auch das eigene Engagement für die Menschenrechte und die Erklärung, den UNO-Richtlinien für Wirtschaft und Menschenrechte folgen zu wollen

Durch die offizielle Teilnahme der Fussballmannschaften aus den Siedlungen in der israelischen Liga wird die andauernde israelische Besatzung Palästinas, die immer mehr einer Annexion gleichkommt, weiter gefestigt. Die israelische Besatzungspolitik selber hat schwere Einschränkungen für den palästinensischen Fussball zur Folge. Diesen Sommer verweigerte Israel zum Beispiel abermals palästinensischen Fussballspielern aus dem Gazastreifen eine Teilnahme am Palästina-Cup im Westjordanland. Der Entscheid wurde erst einige Tage später auf Druck der FIFA hin widerrufen.

Der israelische Fussballverband verstösst mit der Aufnahme von Teams aus den Siedlungen auch klar gegen die Statuten der FIFA. Diese verbieten den Mitgliedern explizit, im Territorium eines anderen Mitglieds ohne dessen Zustimmung zu spielen oder zu trainieren. In einem Artikel der Westschweizer Zeitung Le Temps wird Martin Konecny, Leiter des European Middle East Project, der sich für den Ausschluss der Siedlungsklubs aus der israelischen Liga ausspricht, zitiert: „Es geht hier nicht darum, eine Regel zurecht zu beugen oder auszuhandeln, sondern lediglich sie anzuwenden.“ In der Tat existieren bereits Präzedenzfälle, bei denen die FIFA Massnahmen ergriff, um diese Regel durchzusetzen. Der Verband hat zum Beispiel nach der russischen Besatzung der Krim im März 2014 den dortigen Fussballklubs die Teilnahme in der russischen Liga verboten.

Letztes Jahr hat die FIFA ein Untersuchungskomitee eingesetzt, um das Thema der Siedlungsklubs anzugehen. Der Bericht des Komitees soll nun am Treffen des FIFA-Exekutivkomitees vom 13. und 14. Oktober 2016 in Zürich präsentiert werden. Der israelische Fussballverband muss den FIFA-Statuten folgen und die Siedlungs-Fussballklubs aus dem Verband ausschliessen. Andernfalls sollte die FIFA Konsequenzen ziehen und Israel die Mitgliedschaft entziehen, wie dies bereits in der Vergangenheit mit anderen Fussballverbänden geschehen ist, die sich weigerten, die Regeln zu respektieren.

Sari Bashi, Koordinator für Israel/Palästina bei HRW, bemerkte: „Mit dem Abhalten von Spielen auf gestohlenem Land beschmutzt die FIFA den wunderschönen Fussballsport.

Am 9. September haben sich 66 Abgeordnete des EU-Parlaments mit einem Brief an die FIFA gewendet. Die Abgeordneten aus unterschiedlichen politischen Fraktionen rufen die FIFA auf, sich gegen die Teilnahme von Fussballvereinen aus israelischen Siedlungen in der israelischen Fussball-Liga auszusprechen.

BDS Schweiz hat am 6. Oktober 2016 ebenfalls den Schweizer Fussballverband angeschrieben und darum gebeten, die Durchsetzung der FIFA-Regeln und den Ausschluss der Siedlungsklubs zu unterstützen. In seiner Antwort verspricht der Fussballverband, das Anliegen grundsätzlich zu unterstützen - allerdings auf internen Verbandskanälen.

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