Kritik an FIFA wegen Siedlungsklubs

17.03.2017

Categories: Sportboykott

Erklärung der Palästinensischen Kampagne für den Akademischen und Kulturellen Boykott von Israel (PACBI)

Mit dem Versagen der FIFA, gegen die israelischen Siedlungsvereine vorzugehen, macht sich der Weltfussballverband mitschuldig an Israels Völkerrechtsverletzungen und verstösst gegen seine eigenen Regeln, die es Mitgliedsverbänden untersagen, im Gebiet eines anderen Mitgliedsverbandes ohne dessen Erlaubnis zu spielen.

Die im Mai 2015 gegründete FIFA-Kontrollkommission Israel/Palästina unter dem Vorsitz von Tokyo Sexwale sollte dem FIFA-Rat im Oktober 2016 ihren Bericht vorlegen. Israelische Regierungsbeamt*innen haben die Kontrollkommission unter Druck gesetzt, ihre Empfehlungen abzumildern und den Ausschluss der israelischen Siedlungsvereine aus den israelischen Ligen zu verhindern

Entgegen dem Versprechen, Verantwortung zu übernehmen, hat die FIFA anscheinend dem Druck Israels nachgegeben und zögert die Veröffentlichung ihres Berichts ad infinitum hinaus. Dies wird es dem kommenden FIFA-Kongress im Mai 2017 erschweren, griffige Massnahmen zu ergreifen.

Sharaf Qutaifan, von der Palästinensischen Kampagne für den Akademischen und Kulturellen Boykott von Israel (PACBI), sagte: "Die FIFA-Kontrollkommission Israel/Palästina ist ihrem Auftrag nicht nachgekommen und sollte aufgelöst werden. Die FIFA und das Komitee haben sich dem politischen Druck gebeugt und weigern sich, sinnvolle Massnahmen zu ergreifen, um die Verstösse des israelischen Fussballverbandes gegen die FIFA-Statuten zu beenden. Die FIFA verletzt ihre eigene Neutralität und diskriminiert Palästina. Infantino hat sein Versprechen nicht eingelöst, einen radikalen Bruch im Kampf gegen die Korruption seines Vorgängers Sepp Blatter zu vollziehen, er ist vielmehr in dessen Fussstapfen getreten."

Der palästinensische Fussballverband, palästinensische und internationale Aktivist*innen, Human Rights Watch, Abgeordnete und Wilfried Lemke, UN-Sonderberater für Sport im Dienste von Entwicklung und Frieden, haben die FIFA seit langem gedrängt, sicherzustellen, dass Fussballmannschaften aus illegalen israelischen Siedlungen von israelischen Fussball-Ligen ausgeschlossen werden. Sie haben die FIFA aufgefordert, den israelischen Fussballverband (IFA) auszuschliessen, sollte dieser sich weigern, der Aufforderung nachzukommen. Fast zehntausend Fussballfans forderten im vergangenen Monat FIFA-Präsident Gianni Infantino auf, Sofortmassnahmen gegen israelische Siedlungen zu ergreifen. Die FIFA indes hat es versäumt zu handeln.

Kwara Kekana von BDS Südafrika sagte: "SüdafrikanerInnen wissen zu gut, wie ‚konstruktives Engagement‘ dazu beigetragen hat, die Apartheid und das Leiden der schwarzen Südafrikaner*innen fortzusetzen. Ähnlich geht die FIFA-Kontrollkommission Israel/Palästina fälschlicherweise davon aus, dass die Parteien diese Probleme ausdiskutieren könnten. Aber es gibt keinen Mittelweg, wenn es um das Völkerrecht oder die FIFA-eigenen Vorschriften geht. Die FIFA muss diesen Scheinprozess der Kommission beenden. Andernfalls wird sie sich mit einem weitverbreiteten Protest und einer Verurteilung ihrer Doppelstandards konfrontiert sehen."

Dr. Geoffrey Lee, Koordinator von Red Card Israeli Racism, sagte: „Es gibt keinen guten Grund, die Entscheidung über die illegalen Siedlungsvereine und die anhaltenden Angriffe Israels gegen den palästinensischen Fussball zu verzögern. Die FIFA-Statuten sind kristallklar. Dies ist ein weiteres Beispiel für die politische Mobbing-Taktik Israels, die palästinensischen Menschenrechte zu verweigern. “

2014 hat Gianni Infantino, damals Generalsekretär der Vereinigung Europäischer Fussballverbände (UEFA) Vereinen der annektierten Krimregion verboten, an Wettkämpfen in Russland teilzunehmen. Raffaele Spiga, Menschenrechtsaktivist aus Bologna und Mitglied von BDS Italia, sagte: "Wir sehen, dass Infantino Doppelstandards anwendet. Er spricht davon, den Fussball vor politischer Einmischung zu schützen, macht jedoch das Problem der israelischen Siedlungsvereine zum Politikum, anstatt einfach nur die FIFA-Regeln anzuwenden. Sein Unwille zu handeln, bringt den Fussball in Verruf. "

Roman Vonwil, Aktivist bei der Palästinasolidarität in Bern und BDS Schweiz, sagt: "Wir werden weiterhin bei jeder Gelegenheit auf die israelischen Angriffe auf den palästinensischen Fussball hinweisen. Die FIFA verschafft Siedlungen, die nach dem Völkerrecht ein Kriegsverbrechen darstellen, eine falsche Legitimation und lässt Rassismus und Diskriminierung in der Fussballwelt gewähren. Dies steht im Widerspruch mit Infantinos Versprechen, das Spiel zu bereinigen."

Die Kampagne mit dem Namen "Rote Karte für Israel" wächst in den arabischen Ländern, die einen Sitz im FIFA-Rat haben, dank der zahlreichen Fans, die ihre nationalen Verbände auffordern, eine Resolution für die Suspendierung von Israel einzureichen. Batoul Al Mehdar, Fussballfan aus Kairo und Mitglied von BDS Ägypten, fasst zusammen: "Wir fordern den FIFA-Rat auf, gegen Infantino vorzugehen, weil er seine Versprechen nicht hält und seine Verantwortung ignoriert. Fussballfans in der arabischen Welt schauen der FIFA sehr genau auf die Finger und erwarten, dass Israel an den gleichen Kriterien gemessen wird wie alle anderen Mitglieder. Wir verurteilen die eurozentrische Vorgehensweise der FIFA, bei der die Interessen der europäischen Mitglieder über das allgemeine Interesse an einem fairen Spiel gestellt werden. Israel darf keinen Freipass erhalten."

Hintergrundinformationen

  • Palästinenser*innen beschweren sich schon lange bei der FIFA über israelische Angriffe auf palästinensische Sportler*innen. Israel hat palästinensische Fussballspieler*innen verhaftet und gefoltert, ihnen die Bewegungsfreiheit entzogen und ihre Stadien zerstört. Israel verhindert systematisch die Beschaffung von benötigter Fussballausrüstung. In der israelischen Fussballwelt ist Rassismus allgegenwärtig. Das zeigt sich zum Beispiel in den segregierten Jugendligen , wo jüdische von nicht jüdischen Spieler*innen getrennt spielen, oder in den rassistischen, anti-palästinensischen Ausfällen des Klubs Beitar Jerusalem und seiner Fans, die für ihren Gesang "Tod den Araber*innen" bekannt sind.
  • Im April 2016 hat John Ruggie, früherer UN-Sonderbeauftragte für Menschenrechte und Unternehmen, die FIFA in einem Bericht aufgerufen, mehr für die Einhaltung der Menschenrechte zu tun. Seine Empfehlungen veranlassten die FIFA, eine Bekenntnis zu den Menschenrechten in ihren Statuten zu verankern. Im Dezember 2016 betonte der UN-Sicherheitsrat in Resolution 2334 erneut die Illegalität der israelischen Siedlungen. Für die FIFA sollte diese deutliche Verurteilung ein weiterer Ansporn sein, um gegen die Siedlungsmannschaften vorzugehen.
  • Israelische Siedlungen verletzen nicht nur das humanitäre Völkerrecht sondern tragen auch zu schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen bei. Die Siedlungsmannschaften tragen ihre Heimspiele auf Boden aus, von dem die palästinensische Bevölkerung widerrechtlich vertrieben wurde. Siedlungen beschränken sehr direkt die Bewegungsfreiheit der Palästinenser*innen, ihren Zugang zu natürlichen Ressourcen, ihre Geschäfts- und Baumöglichkeiten ein. Nach dem Völkerrecht ist der Siedlungsbau ein Kriegsverbrechen.
  • Im strategischen Aktionsplan "FIFA 2.0: Vision für die Zukunft", der im Oktober 2016 publiziert wurde, verspricht die FIFA, den Grundsätzen der Transparenz, der Rechenschaftspflicht, der Inklusion und der Zusammenarbeit zu folgen.

 

Die Palästinensische Kampagne für den Akademischen und Kulturellen Boykott von Israel (PACBI) wurde 2004 gegründet, um den Kampf der Palästinenser_innen für Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung zu unterstützen. Sie setzt sich für einen Boykott von israelischen akademischen und kulturellen Institutionen ein, die sich tiefgreifend und fortwährend an den israelischen Verletzungen der im Völkerrecht verankerten Rechte der Palästinenser*innen beteiligen. Besuchen Sie die Webseite von PACBI unter https://bdsmovement.net/pacbi und folgen Sie der Kampagne auf Twitter: @PACBI.

Originaltext: FIFA Slammed by Human Rights Defenders for Failure to Expel Israeli Football Clubs Based in Illegal Settlements

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