Israel Film Fund am Filmfestival Locarno (Dossier)

19.08.2015

Categories: Kultureller Boykott, Locarno Film Festival

BDS Schweiz hat vom März bis August 2015 eine Kampagne gegen die Carte Blanche des Filmfestivals Locarno für Israel geführt, die mit einer Pressekonferenz am 7. August in Locarno abgeschlossen wurde.

Die Zusammenarbeit mit dem Israel Film Fund und dem israelischen Aussenministerium fördert keine kulturellen Freiheiten. Im Gegenteil erlaubt diese Art von Partnerschaft dem israelischen Staat, seine völkerrechtswidrige Politik weiss zu waschen und durch Besatzung, Vertreibung und Apartheid Kunst und Kultur auch weiterhin ungestraft zu zerstören.

In diesem Sinn hat BDS Schweiz und über 200 Filmschaffende aus aller Welt die Festivalleitung aufgefordert, diese Partnerschaft zu überdenken und einen zweiten Blick auf Israel zu werfen.

In den folgenden Abschnitten finden Sie das vollständige Material der Kampagne:


Appell der Filmindustrie an das Filmfestival von Locarno: Keine Carte Blanche für die israelische Apartheid

Rund 270 Filmemacher_innen und Fachleute der Filmbranche aus vielen Ländern haben einen offenen Brief von PACBI (Palestinina Campaign for the Academic & Cultural Boycott of Israel) an das Filmfestival von Locarno unterzeichnet und fordern darin die Veranstalter_innen auf, die diesjährige Zusammenarbeit mit dem Israel Film Fund aufzukündigen.

Filmschaffende, die sich dem Aufruf anschliessen möchten, meldet sich bei BDS Schweiz (culture@bds-info.ch) unter Angabe von Name, Tätigkeit und Wohnsitz (Land) melden.

Englischer Originalaufruf von PACBI
Deutsche Übersetzung als PDF
Italienische Übersetzung
Französische Übersetzung
Arabische Übersetzung als PDF

Text des Aufrufs:

Wir haben erfahren, dass das Internationale Filmfestival von Locarno beschlossen hat, in Zusammenarbeit mit dem Israel Film Fund Israel im Rahmen der Carte-Blanche-Initiative in den Mittelpunkt des diesjährigen Festivals zu stellen. Der Israel Film Fund ist eine staatlich finanzierte Institution und erhält Unterstützung sowohl vom Israeli Film Council, dem staatlichen Beirat zur Filmförderung, als auch von der Filmabteilung des israelischen Aussenministeriums, deren Ziel es ist, „israelische Filme im Ausland zu bewerben mit Hilfe von Kultur-Attachés in den israelischen Botschaften auf der ganzen Welt".

Wir, die unterzeichnenden Filmemacher_innen und Branchenfachleute, drücken unsere tiefe Besorgnis aus angesichts der Tatsache, dass das Filmfestival von Locarno sich dazu entschieden hat, eine Partnerschaft mit dem Israel Film Fund und dem israelischen Aussenministerium einzugehen, obwohl Israel seine Besatzung, Kolonialisierung und ethnische Säuberung der palästinensischen Bevölkerung seit Jahrzehnten nicht nur aufrechterhält, sondern sogar verstärkt.

Uns irritiert insbesondere der Zeitpunkt des Entschlusses des Filmfestivals, für Israel zu werben, kurz nach dem jüngsten israelischen Massaker im Gazastreifen im Sommer 2014, bei dem mehr als 2000 Palästinenser_innen, darunter mehr als 500 Kinder, getötet wurden. Damit hat Israel mehr Palästinenser_innen getötet als je zuvor seit 1967. Die Entscheidung des Filmfestivals folgt zudem auf die Wahl der rassistischsten rechtsextremen Regierung, in Israel in seiner gesamten Geschichte je hatte.

Angesichts der Kriegslust, die Israel laufend in brutalen Angriffen auf die palästinensische Zivilbevölkerung und Infrastruktur zur Schau trägt und die durch dasselbe Ministerium gerechtfertigt wird, das Locarno als Partner für das Festival ausgesucht hat, fordern wir, dass die Organisator_innen des Festivals die Beziehungen zum Staat Israel überdenken und die Partnerschaft mit dem Israel Film Fund, dem israelischen Aussenministerium und allen anderen offiziellen israelischen Institutionen aufkündigen. Wenn es darum geht, individuelle israelische Filmemacher_innen zu unterstützen und israelische Filme zu zeigen, gibt es viele andere Möglichkeiten, ohne finanzielle oder anderweitige Förderung durch den israelischen Staat oder staatliche Organisationen zu akzeptieren.

Wir fordern dies im Gedenken an die palästinensischen Filmemacher_innen, die dieses Jahr durch israelische Militärangriffe ihr Leben oder Angehörige verloren haben. Wir fordern dies in Anbetracht der vielen Kulturzentren, Kunstinstitutionen und Universitäten, die Ziele von israelischen Bomben und Raketen wurden. Wir fordern dies, weil wir uns mit der unter Belagerung lebenden Bevölkerung solidarisieren. Unter diesen Umständen können die Handlungen des Staates Israel nicht als normal akzeptiert werden. Wir fordern dies auch, weil wir selber belagert werden, während wir uns an unserer Kunst und Menschlichkeit klammern und unseren Beitrag zum gemeinsamen Kampf um Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung leisten.

Wir hoffen, dass unsere Kolleg_innen und Freund_innen am Filmfestival von Locarno uns unterstützen. Wir hoffen, dass Sie die Dringlichkeit der herrschenden Situation erkennen und sich entscheiden, für die Menschenwürde einzustehen angesichts der Barbarei und Ungerechtigkeit, die ein Volk und mit ihm alle anderen erleiden muss.

Man muss sich die zeitlosen Worte des deutschen Philosophen Walter Benjamin aus seinem Aufsatz „Über den Begriff der Geschichte" vergegenwärtigen:

„Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, dass der ,Ausnahmezustand', in dem wir leben, die Regel ist. Wir müssen zu einem Begriff der Geschichte kommen, der dem entspricht. Dann wird uns als unsere Aufgabe die Herbeiführung des wirklichen Ausnahmezustands vor Augen stehen; und dadurch wird unsere Position im Kampf gegen den Faschismus sich verbessern. Dessen Chance besteht nicht zuletzt darin, dass die Gegner ihm im Namen des Fortschritts als einer historischen Norm begegnen. - Das Staunen darüber, dass die Dinge, die wir erleben, im zwanzigsten Jahrhundert ,noch' möglich sind, ist kein philosophisches. Es steht nicht am Anfang einer Erkenntnis, es sei denn der, dass die Vorstellung von Geschichte, aus der es stammt, nicht zu halten ist."

Mit freundlichen Grüssen

Annemarie Jacir, Filmmaker, Palestine
Elia Suleiman, Filmmaker, France
Ken Loach, Director, UK
Jean-Luc Godard, Filmmaker, France/Switzerland
Alain Tanner, Filmmaker, Switzerland
Francis Reusser, Filmmaker, Switzerland
Rolf Lyssy, Filmmaker, Switzerland
Georges Schwizgebel, Animation Film Director, Switzerland
Villi Hermann, filmmaker, Switzerland
Mira Nair, Director, India/Uganda
Hany Abu-Assad, Director, Palestine
Mohammad Bakri, Actor, Palestine
Saleh Bakri, Actor, Palestine
Simone Bitton, Film Director, France
Joslyn Barnes, Producer, USA
Richard Horowitz, Composer & Producer, USA
Irit Neidhardt, Distributor & Co-Producer & Curator, Germany
Eyal Sivan, Filmmaker & Scholar, France/Israel
Rebecca O'Brien, Film Producer, UK
Walter Bernstein, Screenwriter, USA
Yasmine Hamdan, Singer, Lebanon/France
Jasmila Zbanic, Filmmaker, Bosnia and Herzegovina
Paul Laverty, Screenwriter, UK
Ossama Bawardi, Producer, Palestine
Karine Guignard, Actress & Hip Hop Artist, Switzerland
Hazem Berrabah, DOP, Tunisia
Abdel Salam Shehada, Filmmaker, Gaza/Palestine
Khaled Abol Naga, Actor & Producer & Director, Egypt
Marie-Pierre Macia, Producer, France
Ula Tabari, Filmmaker & Actress, France
Helene Louvart, Cinematographer, France
Kamran Rastegar, Music Composer, USA
Georgina Paget, Producer, UK
Zeina Durra, Filmmaker, UK
Rasha Salti, Film Programmer, Lebanon
Monica Maurer, Filmmaker & Journalist, Germany/Italy
Tala Hadid, Writer & Director, Morocco
John Greyson, Filmmaker, Canada
Hala Lotfy, Filmmaker, Egypt
Nicolas Wadimoff, Filmmaker & Producer, Switzerland
Dictynna Hood, Director, UK
Mai Masri, Filmmaker, Palestine
George Azar, Documentary Filmmaker, USA
Cat Villiers, Producer, UK
Mahdi Fleifel, Director, Amsterdam
Khalid Abdalla, Actor & Producer, Egypt/UK
Sally El Hosaini, Filmmaker, UK
Ounouri Damien, Director, Algeria
Enas Al Muthafar, Director, Palestine
Nicole Ballivian, Screenwriter & Director, USA
Najwa Najjar, Film Director, Palestine
Yahya Barakat, Film Director, Palestine
Nahed Awwad, Film Director, Palestine
Patrick Campbell, Producer, UK
Samir, Director & Producer,  Switzerland
Alain Bottarelli, Producer, Switzerland
Palmyre Badinier, Producer, France
Stina Werenfels, Director, Switzerland
Frederic Choffat, Filmmaker, Switzerland
Saed Andoni, Producer, Palestine
Kamal Jafari, Filmmaker, Palestine
Nicholas Blincoe, Screenwriter, UK
George Khleifi, Filmmaker, Palestine
Dima Abu Ghoush, Filmmaker, Palestine
Najwa Mubarki, Casting Director, Palestine
Salim Abu Jabal, Filmmaker,  Syria/Palestine
Majdi El-Omari, Filmmaker, Canada/Palestine
Jenny Morgan, Filmmaker, UK
Ramzi Maqdisi, Actor & Filmmaker, Palestine
Raed Helou, Filmmaker, Palestine
Dahna Abourahme, Filmmaker, Lebanon
Georgina Asfour, Filmmaker & Script Supervisor, Palestine
Azza El-Hassan, Filmmaker, Palestine
Rana Kazkaz, Filmmaker, USA/Syria
Mary Ellen Davis, Director, Canada
Norma Marcos, Filmmaker, Palestine/France
Hatem Alsharif, Writer, Jordan
Narimane Mari, Director & Producer, Algeria
Rashid Masharawi​, Director & Producer, Palestine
Omar Robert Hamilton, Writer & Director, Egypt
Anand Patwardhan, Filmmaker, India
Susan Youssef, Filmmaker, Lebanon
Osama Abed, Screenwriter & Director, Palestine
Sylvain L'Esperance, Filmmaker, Canada
Rama Mari, Filmmaker, Palestine
Riyad Deis, Filmmaker, Palestine
Buthina Canaan Khoury, Filmmaker, Palestine
Nasri Hajjaj, Writer & Filmmaker, Palestine
Jumana Manna, Artist, Palestine
Lyana Saleh, Director & Producer, France
Martin Duckworth, Filmmaker, Canada
Brett Story, Filmmaker, Canada
Hanna Atallah, Filmmaker & Producer, Palestine
Dr. Ezzaldeen Shalh, Film Critic, Palestine
Shannon Walsh, Filmmaker, Hong Kong/Canada
Nora Alsharif, Director, Jordan
Zain Duraie, Filmmaker, Jordan
Akram Safadi, Filmmaker , Palestine
Hicham Kayed, Filmmaker, Lebanon
Suha Arraf, Filmmaker, Palestine
Pacho Velez, Filmmaker, USA
Linda Mutawi, Producer, Jordan/Sweden
Khadijeh Habashneh Abu Ali, Filmmaker, Jordan
May Odeh, Director & Producer, Palestine
Liana Badr, Author & Filmmaker, Palestine
Sophia Al-Maria, Screenwriter, UK
Hanan Abdalla, Documentary Filmmaker, Egypt/UK
Maher Abi Samra, Filmmaker, France
Amber Fares, Filmmaker, Canada/Palestine
Thaer Alsahli, Director & Writer, Netherlands
Ashraf Mashharawi, Filmmaker, Palestine
Alisa Lebow, Filmmaker & Scholar, UK
Maysoon Pachachi, Filmmaker, UK/Iraq
Guy Sherwin, Filmmaker, UK
Haim Bresheeth, Filmmaker, UK
George Costigan, Actor, UK
John Smith, Filmmaker, UK
Miranda Pennell, Filmmaker, UK
Jill Daniels, Filmmaker, UK
Samir Abdallah, Filmmaker, Egypt/France
Claus Josten, Filmmaker, Germany
Ruba Blal Asfour, Actress, Palestine
Fenia Cossovitsa Producer, Greece
Alaa Al Ali, Multimedia Artist, Sweden
Yaser Fares, Artist & Filmmaker, Germany
Tarazan Nasser, Filmmaker, Gaza/Palestine
Arab Nasser, Filmmaker, Gaza/Palestine
Larissa Sansour, Artist, UK
Mahmoud Al Massad, Writer & Director, Jordan
Dima Hamdallah, Writer & Producer, Jordan
Sherif Elbendary, Filmmaker, Egypt
Hamada Atallah, Costume Designer, Palestine
Khaled Jarrar, Filmmaker & Artist, Palestine
George Hencken, Filmmaker, London
Eyad Hourani, Actor, Palestine
Ridha Tlili, Filmmaker, Tunisia
Amer Shomali, Filmmaker, Palestine
Marco Pasquini, Documentary Filmmaker & Cinematographer, Italy
Kassem Hawal, Filmmaker & Writer, Iraq
Khalo Matabane, Filmmaker, South Africa
Yahya Alabdallah, Filmmaker, Jordan
Sabah Haider, Filmmaker, Canada/Lebanon
Sean Jacobs, Film Faculty, USA/South Africa
Rashid Abdelhamid, Producer, Palestine
Meriem Varone, Script Consultant, France
Firas Khoury, Director, Palestine
Leila Sansour, Film Director & Producer, UK/Palestine
Hakim Noury, Filmmaker, Morocco
Farida Benlyazid, Filmmaker, Morocco
Alison Poltock, Director of East End Film Festival, UK
Khalil Benkirane, Filmmaker, Qatar
Audrey Maurion, Editor & Director, France
Bendimerad Adila, Actress and Producer, Algeria
Karim Aitouna, Filmmaker and Producer, Morocco
Avi Hershkovitz, Filmmaker, Spain
Nawaf Al Janahi, Film Director, UAE
Majd Hijjawi, Producer, Jordan
Mounir Baaziz, Director, Tunisia
Hiram George Na’man, Filmmaker, Lebanon
Christophe Ruggia, Filmmaker, France
Richard Fung, filmmaker, Canada
Driss Chouika, Filmmaker & Producer, Morocco
Eliane Raheb, Filmmaker, Lebanon
Marc Siegel, Scholar, Germany
Margo Harkin, Filmmaker, Ireland
Yacine Mohamed Benelhadj, Director & Scriptwriter, Algeria
Khalid Al Mahmood, Filmmaker, UAEE
Nina Rothe, Film Journalist, USA/Italy
Asma Chiboub, Producer, Tunisia
Joana Hadjithomas, Filmmaker, Lebanon
Khalil Joreige, Filmmaker, Lebanon
Ikbal Arafa, Director Of Photography, Tunisia
Rabih El-Amine, Filmmaker, Canada/ Lebanon
Aimen Toumi, Sound Engineer, Tunisie
Moncef Taleb, Sound recorder, Tunisia
Mohamed Ben Becher, Director, Tunisia
Yacine Bouaziz, Producer, Algeria
Sawssen Saya, Director, Tunisia
Azza Chaabouni, Editor & Curator, Tunisia
Rona Even Merrill, Filmmaker, Israel/USA
Cynthia Beatt, Filmmaker & Writer, UK/Germany
Nejma Zeghidi, Filmmaker, Tunisia
Vanni Bianconi, Writer, Switzerland
Niam Itani - Filmmaker, Lebanon
Sadri Jemail, Filmmaker, Tunisia
Dhia Jerbi, Director, Tunisia
Maryse Gargour, Filmmaker, France
Kathy Wazana, Filmmaker, Canada
Travis Wilkerson, Filmmaker, USA
Véronique Goël, Filmmaker, Switzerland
Saad Chraibi, Director, Morocco
Selma Bargach, Director, Morocco
Driss Idrissi, Director, Morocco
Hamid Faridi, Director, Morocco
Fouad Souiba, Director & Writer, Morocco
Naoufel Berraoui, Director, Morocco
Abdellilah Eljaouhary, Director, Morocco
Mohcine Besri, Filmmaker, Morocco /Switzerland
Catherine Hess, Filmmaker, Switzerland
Wafa Jamil, Film Director & Producer, Palestine/Sweden
Odd Geir Sæther, Director of Photography, Norway
Cahal McLaughlin, Professor of Film Studies, Belfast
Yanis Koussim, Director & Screenwriter, Algeria
Rima El Mismar, Film Programs Manager, Lebanon
Bob Quinn, Filmmaker, Ireland
Clara Khoury, Actress, Palestine/USA
Anne-Marie Miéville, Filmmaker, Switzerland
Jackson Garabed Allers, Filmmaker, Lebanon/USA
Hania Mroue, Filmmaker, Lebanon
Naima Bachiri, Film Editor, Switzerland / Morocco
Jean Reusser, Editor and Filmmaker, Switzerland
Juan José Lozano, Filmmaker, Switzerland
Michel Bühler, Writer & Singer, Switzerland
Jean-Jacques Dünki, Pianist & Composer, Switzerland
Abdallah Chamekh, Filmmaker, Tunisia
Alex Mayenfisch, Filmmaker, Switzerland
Julie Gilbert, Script Writer, Switzerland
Mohamed Naceur Sardi, Cinema Critic, Tunisia
Yazid Chabbi, Sound Engineer, Tunisia
Nidal Hassan, Director & Producer, Syria
Prune Jaillet, Editor, Switzerland
Orsola Valenti, Editor, Switzerland
Jasmin Basic, Film Programmer, Switzerland
Carlos Lopez, Filmmaker, Argentina
Daniel Calderon, Producer, Switzerland
Fanny Bräuning, Filmmaker, Switzerland
Thierry Jorand, Comedian, Switzerland
Sé Merry Doyle, Filmmaker, Ireland
Joe Comerford, Filmmaker, Ireland
Alessandro Negrini, Film Director, Ireland
Anat Even, Filmmaker, Israel
Laurence McKeown, Filmmaker, Ireland
Tareq Daoud, Filmmaker, Switzerland
Zoltan Horvath, Filmmaker, Switzerland
Daniel Künzi, Filmmaker, Switzerland
Ufuk Emiroglu,Filmmaker, Switzerland
Dominique de Rivaz, Filmmaker, Switzerland
Marco Poloni, Filmmaker and Photographer, Germany/Switzerland
Fernand Melgar, Filmmaker, Switzerland
Christian Labhart, Filmmaker, Switzerland
Luc Toutounghi, Producer, Switzerland, Poland
Emmanuelle de Riedmatten, Filmmaker, Producer, Switzerland
Damien Molineaux, Filmmaker, Switzerland 
Morena Henke, Filmmaker, Switzerland 
Olmo Cerri, Filmmaker, Switzerland 
Emanuele di Marco, Filmmaker, Switzerland
Giuditta Ricci Sebihi, Cinema exhibitor, Switzerland
Nasser Bakhti, Filmmaker, Producer, Switzerland
Sophie Clio Richard, Producer, Switzerland
Cornelia Hummel, Producer, Switzerland
Marcel Barelli, Filmmaker, Switzerland
Max Fahrni, Producer, Switzerland
Urs Frey, director/producer, Switzerland
Nadia Fares, Director, Scriptwriter, Producer, Switzerland
Eileen Hofer, Filmmaker, Swizterland
Tiziana Caminada, director, producer, Switzerland
Daniel Suter, producer animations, Switzerland
Bahija Lyoubi, Producer, Morocco
Julien Wey, Monteur, Producer, Switzerland
Tahar Houchi, Producer, Journalist, Switzerland
Nejib Belkadhi, Filmmaker, Tunisia
Boujemaa Hinde, Filmmaker,Tunisia
Mehdi Ben Attia, cinéaste, Tunisia
Pauline Julier, Filmmaker, Switzerland
Badi Chouka, Producer, Tunisia
Nadia Rais, Producer animation films, Tunisia
Romed Wyder, Filmmaker, Switzerland
Sawsen Maalej, actress, Tunisia
Mohamed Ben Attia, Cinéaste tunisien
Dora Bouchoucha, Productrice tunisienne
Lina Chaabane, Productrice tunisienne
Raja Amari, Cinéaste tunisienne
 

Locarno: Diskussion im Westschweizer Radio und zwei Artikel im Le Courrier

In einer Sendung des Westschweizer Radios RTS vom 13. Mai 2015 diskutieren der israelische Filmemacher Eyal Sivan und Carlo Chatrian, der künstlerische Leiter des Filmfestivals Locarno, über die diesjährige Vergabe der Carte Blanche des Festivals an Israel. Und auch zwei Artikel im Le Courrier greifen das Thema der Zusammenarbeit mit dem Israel Film Fund auf.

Eyal Sivan hat den Appell an das Filmfestival mitunterzeichnet und fordert eine Beendigung der Zusammenarbeit mit dem Israel Film Fund. Im Gespräch betont er nochmals, dass es dabei nicht um eine Bestrafung oder einen Ausschluss israelischer Filmemacher_innen gehe sondern darum, Israel und einem staatlich Filmfonds keine Plattform zu bieten. Denn damit werde nicht die Kultur in den Mittelpunkt gestellt sondern die Zusammenarbeit mit einem Staat, der Völkerrecht missachtet.

Hören Sie sich die ganze Sendung hier an.

Im Le Courrier wurden am 16. und 17. Mai zwei Artikel auf französisch publiziert, die den Appell an das Filmfestival thematisieren: "Carton rouge à la carte blanche" und "Boycott contre propagande" mit einem Interview mit Eyal Sivan.

 

Festival del Film Locarno: Über 200 Filmschaffende kritisieren Carte Blanche für Israel (Medienmitteilung)

Genf, Basel, Locarno, 16. Juli 2015

Die Organisator_innen des Festival del film Locarno haben das offizielle Programm der 68. Ausgabe des Festivals in den vergangenen Tagen vorgestellt. BDS Schweiz nimmt dies zum Anlass, um über ihre Kampagne zu informieren.

Viele Schweizer Filmmacher_innen, darunter Jean-Luc Godard, Anne-Marie Miéville, Alain Tanner, Rolf Lyssy, Stina Werenfels, Francis Reusser, Dominique de Rivaz, Fernand Melgar, Fréderic Choffat, Samir, Nicolas Wadimoff und Villi Hermann, haben die Zusammenarbeit des Filmfestivals mit dem Israel Film Fund, der vom israelischen Aussenministerium unterstützt wird, offen kritisiert.

Die palästinensischen Regisseur_innen Annemarie Jacir und Elia Suleiman lancierten am 10. April 2015 einen Appell, der diese Zusammenarbeit kritisiert und den über 200 Personen aus der Filmindustrie, darunter Ken Loach, Vanni Bianconi, Marco Poloni, Mira Nair, Hany Abu-Assad, Saleh Bakri, Richard Horowitz und die israelischen Filmmacher_innen Eyal Sivan und Simone Bitton, mitunterzeichnet haben.

Die vollständige Liste aller Unterzeichnenden ist unter dem auf der Webseite von BDS Schweiz veröffentlichten Appell zu finden.

Die Unterzeichnenden verurteilen die Entscheidung der Organisator_innen des Festivals, ein Jahr nach dem Massaker im Gazastreifen im Sommer 2014, bei dem mehr als zweitausend Palästinenser_innen getötet wurden, den Scheinwerfer auf den israelischen Staat zu richten.

Am 7. August 2015 werden unterstützende Personen in Locarno eine Pressekonferenz abhalten.

Filmschaffende, die den Appell vom 10. April 2015 unterzeichnen wollen, können sich an BDS Schweiz unter culture@bds-info.ch wenden.

 

Offener Brief an FilmemacherInnen und Kinofachleute in der Schweiz (inklusive FAQ)

Ausgezeichnete Drohnen und ausgezeichnete Filme können über den fehlenden Respekt von Menschenrechten nicht hinwegtäuschen

Basel, Genf, Locarno, 16. Juni 2015

Die Schweizer BDS-Bewegung, die den palästinensischen Aufruf für Boykott, Sanktionen und Desinvestition unterstützt, ist zutiefst enttäuscht, dass die Direktion des Filmfestivals Locarno die wiederholten Aufforderungen vieler FilmemacherInnen ignoriert, sich aus der geplanten Zusammenarbeit mit dem israelischen Staat und dessen kultureller Schönfärberei zurückzuziehen. Das Festival del film Locarno hätte die Mittel, Arbeiten israelischer FilmemacherInnen zu zeigen, ohne dafür mit den Institutionen eines Schurkenstaates zusammenzuarbeiten. Wir sind enttäuscht darüber, dass die Verantwortlichen des Festivals diese Zusammenarbeit mit israelischen Institutionen, die an schweren Menschenrechtsverletzungen beteiligt sind, gesucht haben und nach wie vor verteidigen.

 Während die israelischen Behörden die palästinensische Kulturszene angreifen, Kinos in den besetzten Gebieten schliessen und palästinensische FilmemacherInnen daran hindern, an internationale Festivals zu reisen, zu denen sie eingeladen wurden (Alaa Desoki und Athar Al Jadili wurden 2014 zum Festival „Palestine: Filmer c'est exister“ eingeladen und von Israel an ihrem Recht gehindert, nach Genf zu reisen), führt das israelische Aussenministerium eine Propagandakampagne, in der mit Filmen und Kultur Augenwischerei betrieben wird, um die öffentliche Meinung von der Brutalität der bald 70-jährigen Besatzung, der rücksichtslosen Kolonialisierung, der ethnischen Säuberung von PalästinenserInnen und der Aufrechterhaltung eines Apartheidregimes abzulenken. Durch die Partnerschaft mit israelischen Institutionen macht sich das Filmfestival Locarno zu einem willigen Instrument im Dienst der Gewalt und des Krieges und zum Komplizen der anhaltenden Völkerrechtsverletzungen des israelischen Staates.

Seit 2004 fordern palästinensische KünstlerInnen und Intellektuelle ihre KollegInnen weltweit auf, als Zeichen der Solidarität und als Beitrag zum Kampf für die Beendigung von Besatzung, Kolonialisierung und Apartheid alle israelischen akademischen und kulturellen Institutionen entschieden und konsequent zu boykottieren. Wie der Boykott gegen Südafrika unter der Apartheid, ist der kulturelle Boykott Israels für KünstlerInnen und Kulturschaffende der erfolgversprechendste Weg, die Rechte der PalästinenserInnen konkret durch Handlungen zu unterstützen, die in ihrer Möglichkeit liegen.

Im Februar 2015 hat die Direktion des Filmfestivals Locarno ihre Partnerschaft mit dem Israel Film Fund für die fünfte Ausgabe der Carte Blanche bekannt gegeben. Im April hat die Palästinensische Kampagne für den Akademischen und Kulturellen Boykott Israels (Palestinian Campaign for the Academic and Cultural Boycott of Israel; PACBI) einen Aufruf veröffentlicht, der von über 200 Personen unterstützt wird, darunter Annemarie Jacir, Elia Souleiman, Ken Loach, Jean-Luc Godard, Francis Reusser, Stina Werenfels, Simone Bitton, Dominique de Rivaz et Eyal Sivan. Die Unterzeichnenden verlangen die Aufkündigung dieser Partnerschaft. Wir sind enttäuscht, dass die Direktion des Festivals bereit ist, Unterdrückung und Apartheid zu beschönigen.

Uns fehlen die Worte angesichts der Herumgedruckses und der unhaltbaren Argumente der Festivaldirektion. In einer Debatte, die im Westschweizer Radio RTS ausgestrahlt wurde, hat der künstlerische Leiter, Carlo Chatrian, erklärt, das Festival sei gezwungen, mit dem Israel Film Fund und dem israelischen Aussenministerium zusammenzuarbeiten, da ihm die Mittel fehlten, die lächerlichen Flugkosten für fünf bis sieben FilmmacherInnen zu tragen, die zurzeit das Ministerium übernimmt – und das bei einem der wichtigsten und finanziell am besten abgesicherten Filmfestivals weltweit. Ist der Preis für diesen Ablass tatsächlich so gering? Reichen 3500 Schweizer Franken, damit sich eine führende Schweizer Kulturinstitution zur Komplizin der systematischen Verweigerung von Menschenrechten für Millionen von PalästinenserInnen macht? Als Geste der Solidarität mit der offenbar mittellosen Festivals bieten wir an, diese Summe über Wemakeit oder Kickstarter aufzutreiben, damit sich die Verantwortlichen des Festivals ein gutes Gewissen leisten können.

Während der Sommersession im Juni dieses Jahres diskutiert das Schweizer Parlament das Rüstungsprogramm 2015, das den Kauf von Hermes-900-Drohnen der israelischen Firma Elbit Systems im Wert von 250 Millionen Schweizer Franken vorsieht. Die israelischen WaffenhändlerInnen machen kein Hehl daraus, dass die Besatzung der palästinensischen Gebiete einen Wettbewerbsvorteil darstellt und Israel ermöglicht, den Spitzenplatz in der weltweiten Drohnenproduktion einzunehmen. Drohnen werden wie andere Rüstungsgüter an der palästinensischen Bevölkerung getestet. Allein während des mörderischen Angriffs Israels auf den Gazastreifen im letzten Sommer wurden 840 PalästinenserInnen durch Drohnenangriffe getötet. Dies entspricht 37% der Gesamtopfer.

Bezeichnenderweise greifen die WaffenkäuferInnen der Armee und die Kulturverantwortlichen auf dieselben Argumente zurück, um ihre Prinzipienlosigkeit zu rechtfertigen. So wie Verteidigungsminister Ueli Maurer die Überlegenheit der israelischen Drohnen herausstreicht, antwortet das Filmfestival Locarno auf Kritik an der Zusammenarbeit mit der israelischen Propaganda mit dem Hinweis auf die „originelle und komplexe Filmindustrie“ Israels. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Niemand verneint die Stärken der israelischen Filmindustrie, wie auch niemand die führende Rolle Israels in der Rüstungsproduktion bestreitet. Die Schweizer BDS-Bewegung verlangt, dass die VerantwortungsträgerInnen kultureller und politischer Institutionen Leben, Würde, Freiheit und Gleichheit den Vorrang einräumen gegenüber Opportunität, Profit und Zweckdenken und diese Zusagen durch Handlungen beweisen, anstatt sich mit Platituden zu begnügen. Nein zur Zusammenarbeit mit israelischen Institutionen und Nein zum Kauf von Drohnen aus Israel. Ja zur Isolation des israelischen Staates, bis Israel sich an das Völkerrecht hält und die Grundrechte der PalästinenserInnen anerkennt.

Wie im Jahr 2011, als wir im Rahmen des Festivals Culturescapes Israel Kulturschaffende angeschrieben haben, ergreift die Schweizer BDS-Bewegung auch diesmal die Gelegenheit, FilmemacherInnen und Kinofachleute an den Solidaritätsaufruf von PACBI zu erinnern. Wir fordern die FestivalveranstalterInnen in der Schweiz auf, von einer Zusammenarbeit mit staatlichen israelischen Institutionen abzusehen. Schweizer FilmemacherInnen fordern wir auf, sich mit dem palästinensischen Volk zu solidarisieren und alle Angebote abzulehnen, ihre Filme in Israel zu zeigen.

Unterzeichnet: BDS Schweiz

Frequently Asked Questions (FAQ)

Was ist der BDS-Aufruf und was ist der PACBI-Aufruf? Wie haben Personen in der Schweiz bisher auf diese reagiert?

2005 hat die palästinensische Zivilgesellschaft zu einer Boykott-, Desinvestitions- und Sanktionenkampagne (BDS) gegen den Staat Israel aufgerufen (BDS-Aufruf), bis dieser das Völkerrecht einhält und die Grundrechte der PalästinenserInnen anerkennt. Der BDS-Aufruf ergänzte einen früheren Aufruf palästinensischer KünstlerInnen und Intellektueller, die an ihre KollegInnen weltweit appellierten, aus Solidarität mit den PalästinenserInnen israelische kulturelle und akademische Institutionen zu boykottieren (PACBI-Aufruf). 2011 hat die Schweizer BDS-Bewegung in Reaktion auf den Auftritt Israels am Festival Culturescapes Israel einen offenen Brief an Kulturschaffende in der Schweiz veröffentlicht, um sie über die Kampagne zu informieren und sie zur Solidarität aufzufordern. Auf diesen Brief haben 170 KünstlerInnen und Kulturschaffende aus der Schweiz geantwortet und eine Solidaritätserklärung unterzeichnet, in der sie sich verpflichteten, den Boykott einzuhalten.

Entgegen den Unterstellungen des Filmfestivals Locarno fordern wir in keiner Weise dazu auf, die Ausdrucksfreiheit oder die Auswahl an Filmen und FilmmacherInnen auf irgendeine Art einzuschränken. Der kulturelle Boykott Israels ist strikt auf Institutionen beschränkt. Damit soll möglichst wenig in die künstlerische Freiheit und die Verbreitung von Ideen eingegriffen werden. Es ist jedoch wichtig, die Diskussion über die Wirkung des kulturellen Boykotts nicht auf die von Israel geförderte Kultur zu beschränken. Israels Kulturförderung ist ausgesprochen politisch und rassistisch. So betrug beispielsweise der Anteil der finanziellen Förderung arabischer Theater im Jahr 2013 weniger als 0,06% der allgemeinen Theaterförderungen, während PalästinenserInnen 20% der Bevölkerung ausmachen. Die rassistische Natur der israelischen Kulturförderung verhöhnt die Behauptungen des Filmfestivals Locarno, das Festival beweise, dass es „ein Ort der freien Meinungsäusserung [...] ohne Unterscheidung von Ethnie, Religion oder Nationalität“ sei, indem es Israel ins Rampenlicht stelle. Tatsächlich könnten Festivals, die sich weigern, mit israelischen Institutionen zusammenzuarbeiten, ihrem Publikum eine weit repräsentativere und breitere kulturelle Auswahl anbieten als das, was von offiziellen Institutionen angeboten wird.

Zudem werden in Ostjerusalem und dem besetzten Westjordanland regelmässig Kultureinrichtungen angegriffen und durchsucht, KünstlerInnen werden in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt und der Zugang zu Bildung und professionellem Austausch wird verweigert. Darüber hinaus sind natürlich auch KünstlerInnen stark betroffen, wenn die gesamte Gesellschaft dauernden Angriffen ausgesetzt ist. Wenn wir über Kunst reden, dürfen wir also nicht vergessen, welche Auswirkungen die Gewalt, der PalästinenserInnen täglich ausgesetzt sind, auf die Kultur und den freien Austausch von Kunst und Ideen hat. Der Druck, den der kulturelle Boykott auf Israel ausübt, geht nicht zulasten der Kultur, sondern kann im Gegenteil KünstlerInnen unterstützen, die schweren Angriffen ausgesetzt sind, zum Schweigen gebracht werden und in ihrem Recht auf kulturellen Ausdruck und freie Meinungsäusserung tagtäglich behindert werden.

Viele Staaten verletzen solche Grundrechte und die meisten Kulturschaffenden sind auf staatliche Förderung angewiesen. Wieso sollten zum Beispiel Schweizer KünstlerInnen nicht aufgrund der islamfeindlichen Gesetze der Schweiz boykottiert werden?

Der Boykott Israels ist eine Antwort auf einen Solidaritätsaufruf von PalästinenserInnen. Er ist eine wirksame gewaltlose Taktik und ein von den PalästinenserInnen gewähltes Mittel, um Druck auszuüben. Es ist nicht unser Versuch, unsere moralische Vollkommenheit unter Beweis zu stellen. Der Boykott des Apartheidregimes in Südafrika wurde nicht dadurch entkräftet, dass Argentinien zur gleichen Zeit ebenfalls Menschenrechtsverletzungen beging. Auch das war eine Antwort auf den Solidaritätsaufruf der südafrikanischen Befreiungsbewegung. Nicht umsonst wird der Hinweis darauf, dass auch andere dieselben oder schlimmere Verbrechen begehen, nicht als mildernder Umstand akzeptiert. Wäre dem so, müssten alle Forderungen nach Gerechtigkeit zurückgestellt werden, bis jedes einzelne Verbrechen erhoben und die schlimmsten Verbrechen geahndet wären. Wem würde dieses Prinzip dienen ausser jenen, die von Straflosigkeit profitieren?

Israelische FilmmacherInnen sind oft Dissidenten und kritisieren die Regierungspolitik. Greift der Boykott nicht die falschen Leute an, nämlich genau jene, die auf der richtigen Seite stehen?

Nein. Wir sprechen uns nicht für einen Boykott einzelner Kulturschaffender aus und fordern vom Filmfestival Locarno nicht, dass es israelische FilmmacherInnen auslädt. Wir fordern dazu auf, alle Verbindungen zu Institutionen der Apartheid zu beenden. Dazu gehören auch Kultureinrichtungen, die sich bewusst in den Dienst der staatlichen israelischen Propaganda stellen. Israelische Kulturschaffende können sich weigern, dass ihr Name und ihr Werk missbraucht werden, um ein positives Bild von Israel zu zeichnen und zu vermitteln. Und sie herzlich eingeladen, sich dem kulturellen Boykott anzuschliessen, wie es einige auch getan haben.

Obwohl wir nicht zum Boykott einzelner KünstlerInnen aufrufen, muss betont werden, dass eine Darstellung der israelischen Kunstszene als an sich fortschrittlich und den palästinensischen Ruf nach Gerechtigkeit unterstützend irreführend ist. Nur wenige israelische KünstlerInnen und keine einzige Kulturinstitution haben unmissverständlich Position gegen die unaufhörliche staatliche Gewalt und für Gleichheit bezogen. Gerade die weitverbreitete Akzeptanz dieser falschen Darstellung der israelischen Kultur ist selbst ein sprechendes Beispiel dafür, wie Israel Kunst und Kultur missbraucht, um ein günstiges, aber irreführendes Bild von sich selbst zu vermitteln und Forderungen nach Gerechtigkeit entgegenzuwirken.

Entspricht der Entscheid des Filmfestival Locarno, Israel ins Rampenlicht zu stellen, nicht einer Tradition, die es auch gegenüber anderen Ländern und Regionen pflegt?

Auch wenn viele Staaten Menschenrechtsverletzungen begehen, sticht Israel mit seiner Strategie heraus, sich selbst durch Kunst und Kultur als Bastion des menschlichen Fortschritts darzustellen. Dabei zählt es in Wirklichkeit zu den Ländern mit einer der schlimmsten Bilanzen an Menschenrechtsverletzungen, wie Menschenrechtsorganisationen und der UN-Menschenrechtsrat immer wieder aufzeigen. Mit dem bedingungslosen Akzeptieren der israelischen Strategie, durch Kultur von der Wahrheit abzulenken, gibt das Filmfestival Locarno nicht, wie behauptet, den „unbequemen AutorInnen, der vernachlässigten Filmindustrie und unterdrückten, im Exil lebenden FilmregisseurInnen“ eine Stimme, sondern macht sich zum Sprachrohr der Propagandaindustrie eines Apartheidstaates.

 

Einladung zur Pressekonferenz von BDS Schweiz zu Locarno 2015

Einladung an JournalistInnen und Interessierte

BDS Schweiz lädt Sie herzlich zur Pressekonferenz „Das Filmfestival Locarno und der Israel Film Fund“ ein.

Ort: Teatro dei Fauni (Via alla Morettina 2, 6600 Locarno)

Datum: Freitag, 7. August 2015, 11.00 – 12.00 Uhr

SprecherInnen:

Mit der Teilnahme von Francis Reusser und von RegisseurInnen und ProduzentInnnen, die als FinalistInnen an den Open Door-Wettbewerb des Filmfestivals eingeladen sind.

Referenzdokument:

Bei weiteren Fragen, für Interviewanfragen oder um Ihre Teilnahme zu bestätigen, wenden Sie sich an die Arbeitsgruppe Locarno von BDS Schweiz unter kultur@bds-info.ch.

Mit bestem Dank und freundlichen Grüssen.

BDS Schweiz

Link zur französischen Einladung.
Link zur englischen Einladung als PDF.
Link zur italienischen Einladung als PDF
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Medienmitteilung zur Zusammenarbeit von Locarno mit dem Israel Film Fund

Locarno, 7. August 2015

BDS Schweiz dankt den über 200 Filmschaffenden, die sich dem Aufruf palästinensischer KünstlerInnen an das Festival del Film Locarno angeschlossen haben und es auffordern, die Zusammenarbeit mit der israelischen Regierung zu beenden. Unter den Unterzeichnenden aus der Schweiz befinden sich auch Georges Schwizgebel, Stina Werenfels und weitere, die dieses Jahr am Festival teilnehmen.

Eine komplette Liste aller Unterzeichnenden ist unter diesem Link zu finden. Nebst dem Unterzeichnen des Appells haben einige Schweizer RegisseurInnen und ProduzentInnen auch ihre Teilnahme zurückgezogen und Kinos haben sich geweigert, für die Veranstaltung zu werben.

BDS Schweiz verurteilt die verantwortungslose Haltung der Direktion des Festivals und ihren Versuch, die Teilnahme von FilmmacherInnen im Open-Doors-Programm zu instrumentalisieren, um die Zusammenarbeit mit der Institution eines Apartheidstaates zu rechtfertigen. Die Namensänderung der Carte Blanche an Israel zeugt von ihrem Unbehagen, ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass mehrere Tunesische RegisseurInnen, die an das Festival eingeladen wurden, schliesslich ihre Teilnahme absagten. Sie haben damit ihren Widerwillen, als Deckmantel für die Weisswaschung des israelischen Images zu dienen, deutlich zum Ausdruck gebracht.

Beim ungeschickten Versuch, FilmemacherInnen für ihre Zwecke einzuspannen, hat die Direktion des Festivals nicht begriffen, dass sie ihrerseits von einem Staat, dessen Regierung öffentlich und unverblümt zugibt, Kunst als Mittel zur Weisswaschung ihres Images zu nutzen, instrumentalisiert wird. Kunstschaffende in Kino und Theater in Israel sind gerade jetzt Opfer dieser Politik (Haaretz). Angesichts dieses Klimas der Einschüchterungen, des Rassismus und der Instrumentalisierung von Kunst gegenüber der palästinensischen Bevölkerung, muss das Festival von Locarno sich von den offiziellen Institutionen dieses Regimes distanzieren. Leider ist es ihm bis heute nicht gelungen, die von ihm beschworene künstlerische Freiheit (swissinfo) in die Tat umzusetzen.

Palästinensische FilmemacherInnen haben dem Festival die Hand entgegengestreckt und daran erinnert, dass sie fordern, die staatlichen Institutionen Israels zu boykottieren und nicht die Filme oder KünstlerInnen, wie es die Festivaldirektion und einige Presseorgane mehrere Male fälschlicherweise behaupteten.

Wir bedauern, dass eine wichtige kulturelle Veranstaltung wie das Festival von Locarno nicht verstanden hat, dass man nicht mit einem Apartheidsstaat zusammenarbeitet, der seit über 70 Jahren eine Politik der Besatzung und Kolonialisierung beitreibt und die palästinensische Kultur und Gesellschaft systematisch vernichtet.

Hat das Festival von Locarno aufgegeben und akzeptiert dieses Regime als Normalität? Wartet Locarno bis der Boykott den Mainstream erreicht, bevor es sich der BDS-Bewegung anschliesst?

Answers by Saleh Bakri, Palestinian Actor, to Aargauer Zeitung (August 4th, 2015)

What are your reasons to support the appeal that criticizes the contribution of the Israeli film fund at the film festival?

The appeal dose not only criticize the cooperation of Locarno film festival with the Israeli film fund but clearly demands the festival organizers to withdraw their partnership with the Israeli film fund and the Israeli ministry of foreign affairs. and this is ,in particular, one of the reasons I support the appeal. for me in parallel to the ethical stand it is also a political stand that demands a real change. it is not enough to criticize the criminal country, criminals should be persecuted and not given a "crate blanche".

The films that Israel will show at the festival might not directly be politically controversial. Why do you fear that the Israeli government is given a platform for propaganda nevertheless?

It is very surprising and sad that the Locarno film festival chose not to listen to the voice of conscience but to the lie of Israeli government and to it's propaganda powerful Machine. Locarno film festival by this cooperation chose to say that it is ok to continue the occupation of Palestine, the siege on Gaza, the destruction of the infrastructure, the confiscation of lands, the ethnic cleansing of the Palestinian people. This is scary. If Locarno film festival is in partnership with such a criminal country then what is the meaning of art and cinema? and why should we continue to believe in peaceful resistance, Whether it is through cinema, art or the BDS? This is scary.

In the appeal you cite Walter Benjamin who says that the fight against fascism should be supported. Why do you feel it is necessary to draw a connection between Israel today and fascism? What is the connection?

During summer 2014 the last war on Gaza, I was in a demonstration in Haifa against the war, and we were about two hundred people facing more than two thousand Israelis demonstrating against us, and they were all shouting "death to the Arabs" in one loud voice, and throwing stones and bottles toward us, the Israeli police was clearly in their side because he didn't do nothing really to stop them, since we where few relatively to their number it was very problematic to start retreating, because we knew the moment we will retreat they will attack us right away, and that exactly what happened, I saw hundreds of people shouting "death to the Arabs" running towards us, I had nothing to do except to hide in the dark for an hour, until they gone. It is for me even worse than fascist, because it is a Fascist country which still playing the boring role of the victim. unfortunately, the problem is that the world including Switzerland and Locarno film festival is still giving a stage for Israel to continue playing the same boring role.

 

Video der Pressekonferenz am 7. August 2015, Teatro dei Fauni, Locarno

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Pressestimmen zur Zusammenarbeit Locarno 2015 und Israel Film Fund

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